Das Lerntraining bei Lese-Rechtschreibstörung (LRS) und/oder Rechenschwäche

Geriatrie

Ziel

Zunächst muss festgehalten werden, dass das hier angesprochene Lerntraining bei LRS bzw. Rechenschwäche kein Nachhilfeunterricht in den Fächern Deutsch und Mathematik ist.


Ein Legasthenie-/Dyskalkulietraining ist viel umfassender und soll durch die Anwendung der AFS-Methode eine Verbesserung
  • der Aufmerksamkeit
  • der Sinneswahrnehmung
  • und der Symptome
erreicht werden. Nur wenn ein konsequentes Training in diesen drei Bereichen durchgeführt wird, können sich auch Verbesserungen im Lese-Rechtschreib-/Rechenbereich einstellen.
Die AFS-Methode kommt beim Training
  • von Vorschulkindern in den Sinneswahrnehmungsbereichen
  • von Schulkindern und Erwachsenen mit einer Legasthenie/Lese-Rechtschreibschwäche und/oder einer Dyskalkulie/Rechenschwäche

Test und Gutachten

Durch das pädagogische Testverfahren (AFS-Test) kann man eine eventuell vorliegende Legasthenie/LRS und/oder Dyskalkulie/Rechenschwäche feststellen und kategorisieren. Das Pädagogische Gutachten soll als Zusammenfassung der Diagnose auf Basis von z.B. Anamnese, AFS-Testergebnis, Fehleranalysen, eventuell von Ergebnissen von Lese-Rechtschreib-/Rechentests, Beobachtungen etc. erstellt werden. Es soll darin festgehalten werden, ob eine Legasthenie oder Dyskalkulie vorliegen und welche Sinneswahrnehmungen genau betroffen sind. Durch eine schriftliche Diagnose kann in erster Linie das Verständnis des Lehrers und manchmal sogar Bemühungen, das Kind individuell zu fördern und das Kind wohlwollender zu beurteilen, erreicht werden. Bitte beachten Sie aber auch, dass es hierzu keinen gesetzlichen Zwang gibt und dies immer im Ermessen der Lehrkraft/der Schule selbst liegt.

Die AFS-Methode

Die AFS-Methode wird als eine umfassende bezeichnet, weil in allen Bereichen, in denen legasthene/dyskalkule Menschen Schwierigkeiten haben, eine gezielte individuelle Förderung erfolgt. Die AFS-Methode legt auch einen Schwerpunkt auf das multisensorische Lernen, das Lernen mit allen Sinnen.
Das Training nach der AFS-Methode enthält drei Schwerpunkte, auf die sich die Fördermaßnahmen beziehen:
  • Die Verbesserung der Aufmerksamkeit beim Schreiben, Lesen und Rechnen.
    In der Aufmerksamkeitsfokussierung liegt ein wesentlicher Schwerpunkt der Förderung. Legasthene/dyskalkule Menschen haben Probleme, die Aufmerksamkeit gezielt auf Buchstaben und Zahlen zu lenken und dort zu halten. Dieser Umstand spielt also eine wesentliche Rolle, dass der Schreib-, Lese- oder Rechenerlernprozess nicht problemlos vonstatten geht. Die Aufmerksamkeitsfokussierung bei der Schreib-, Lese- oder Rechentätigkeit ist aber eine Notwendigkeit, um das Schreiben, Lesen oder Rechnen zu erlernen. Mit der Verbesserung der Aufmerksamkeit bessert sich auch die mit einer zeitweiligen Unaufmerksamkeit beim Schreiben, Lesen und Rechnen einhergehende Unruhe, die manche Betroffenen zeigen. Die zweitweise Unaufmerksamkeit und Unruhe wird oftmals mit Krankheitsbildern wie Aufmerksamkeits- oder Konzentrationsstörungen und Hyperaktivität verwechselt, wobei aber übersehen wird, dass diese Menschen diese Symptome nur beim Schreiben, Lesen oder Rechnen aufweisen und nicht in anderen Situationen.
  • Die Verbesserung der Sinneswahrnehmungsleistungen, welche für ein erfolgreiches Erlernen des Schreibens, Lesens und Rechnens notwendig sind.
    Das Funktionieren der Sinneswahrnehmungen - dies ist in der Wissenschaft schon seit mehr als einem Jahrhundert bekannt -, welche man für das Schreiben, Lesen und Rechnen benötigt, ist eine weitere Notwendigkeit, damit der Schreib-, Lese- und Rechenerlernprozess problemlos vonstatten geht. Das Funktionieren der Basissinne stellt einen wesentlichen Faktor beim Erlernen des Schreibens, Lesens und Rechnens dar. Ein gezieltes individuelles Training ist also auch in der Verbesserung der Sinneswahrnehmungsleistungen – besonders im optischen und im akustischen Sinneswahrnehmungsbereich inklusive der phonologischen Bewusstheit und in der Raumwahrnehmung - notwendig. Mittels bildgebender Verfahren, entwickelt von den Neurowissenschaftern, wurde nachgewiesen, dass die Nutzung unterschiedlicher Sinne beim Lernen auch unterschiedliche Gehirnareale aktiviert und dass eine möglichst vielseitige Aktivierung einzelner Bereiche dazu beiträgt, Informationen besser zu speichern und sich wieder daran zu erinnern. Der Lerneffekt ist also besser, wenn die Sinne geschärft eingesetzt werden.
  • Die Verbesserung der Schreib-, Lese- und Rechenleistungen, also die Verbesserung auf der Symptomebene.
    Ein Gesamterfolg kann aber nur erzielt werden, wenn dem Training an der Symptomatik, also im Schreib-, Lese- oder Rechenbereich selbst, eine ausreichende Bedeutung beigemessen wird. Dabei ist darauf zu achten, dass auf die jeweiligen Bedürfnisse der Betroffenen Rücksicht genommen wird. Ein gezieltes und individuelles Training muss also auch in diesem Bereich erfolgen.

Häuigkeit des Trainings

Zu empfehlen ist, dass das Training einmal in der Woche auf dem Gebiet „Legasthenie/Dyskalkulie“ durchgeführt wird. Zusätzlich zu diesem Training sind tägliche aber kurze Trainingseinheiten unumgänglich, um einen Trainingserfolg erzielen zu können. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass das Kind nicht überfordert wird. Stundenlanges Training zu Hause wird den gewünschten Erfolg ins Gegenteil umschlagen lassen.

Besonderheiten beim Training/Test

  • Kinder im Vorschulalter
    Was ist bei der Austestung/beim Training mit Kindern im Vorschulalter besonders zu beachten? Bei Kindern im Vorschulalter kann noch nicht festgestellt werden, ob eine Legasthenie/Dyskalkulie vorliegt, da der Symptombereich nicht abgeklärt werden kann. Jedoch können eventuell vorliegende Defizite in den Sinneswahrnehmungsbereichen festgestellt und trainiert werden. Durch ein Training der Aufmerksamkeit und der Sinneswahrnehmung kann einer eventuell vorliegenden Legasthenie/Dyskalkulie frühzeitig vorgebeugt werden.
    Weitere Informationen hierzu finden Sie im Buch „Training der Sinneswahrnehmungen im Vorschulalter“ von Dr. Astrid Kopp-Duller und Mag. Livia R. Pailer-Duller. Dieses enthält neben einer umfassenden Materialsammlung auch ein Testverfahren (PSV-Test), der speziell für Kinder im Vorschulalter entwickelt worden ist.
  • Erwachsene
    Austestung im Erwachsenenalter erfolgt durch ein ausführliches Anamnesegespräch und einer umfassenden Fehleranalyse. Für diese Fehleranalyse eignen sich Schriftproben des Trainingskandidaten: Sie können, falls noch vorhanden, Hefte aus der Schulzeit heranziehen, dem Trainingskandidaten einen Text diktieren (hierfür eignen sich insbesondere Zeitungsartikel etc.) oder den Trainingskandidaten einen Aufsatz über ein beliebiges Thema schreiben lassen. Der AFS-Test ist für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene nicht mehr geeignet, da die Sinneswahrnehmungsleistungen bei diesem Personenkreis aufgrund der Tatsache, dass sich die Sinneswahrnehmungen mit zunehmendem Alter bei jedem Menschen verschlechtern, nicht mehr erfasst werden können. Demnach wird das Legasthenie-/Dyskalkulietraining mit diesem Personenkreis nur in den Bereichen Aufmerksamkeit und Symptom durchgeführt. Ein Training der Sinneswahrnehmungen ist nicht mehr zielführend, wenn man damit Erfolge im Lese-Rechtschreibbereich und/oder Rechenbereich erreichen möchte. Man kann ein Sinneswahrnehmungstraining jedoch zu Motivationszwecken einsetzen. Weitere hilfreiche Informationen, darunter auch einen Leitfaden für das Anamnesegespräch und zahlreiche Übungsbeispiele, finden Sie in den Büchern „Legasthenie im Erwachsenenalter“ und „Dyskalkulie im Erwachsenenalter“ von Dr. Astrid Kopp-Duller und Mag. Livia R. Pailer-Duller.
  • Findet das außerschulische Training im Einzelunterricht statt? Jede Legasthenie/Dyskalkulie ist individuell und genauso sollte auch die Förderung gestaltet sein. Wenn man einen bildlichen Vergleich anstellt, so könnte man diesen Umstand so erklären: Setzen Sie fünf Kindern die gleiche Brille auf. Wenn Sie Glück haben, wird eines davon besser sehen, die anderen nicht. Genau aus diesem Grund sollte ein Legasthenie-/Dyskalkulietraining im Einzelsetting stattfinden, nur so kann auf die Probleme des Betroffenen spezifisch eingegangen werden.